Vom Fußball kann Dr. „Dani“ gar nicht genug kriegen!

In einer Fußballerfamilie in Vorderweißenbach geboren, wurde die Medizinerin Dr. Daniela Barth (St. Stefan am Walde) schon frühzeitig mit dem „Ball-Virus“ infiziert. Wie sich die routinierte Abwehrstütze der Mühlviertlerinnen in der Jugend gegen die Burschen behaupten konnte, ihrer Leidenschaft nie untreu wurde und ihre Karriere mit dem Aufstieg krönen möchte, erzählt sie Ligaportal im folgenden Interview:

Daniela, wer hat Dich als Erster für Fußball begeistert?

„Mein Papa, der bei Vorderweißenbach spielte und mich immer zu den Spielen mitnahm. Meine Mama hat dieses Hobby immer unterstützt und gefördert. Ich war die „Erstgeborene“, meine 2 Brüder Sebastian und Oliver folgten mit „Verzögerung“, beide sind bei SU Vorderweißenbach in der Bezirksliga nach wie vor so wie ich mit Feuereifer bei der Sache. Mit den Verwandten und Nachbarsbuben hatte ich schon vorher gespielt, dem Verein Vorderweißenbach trat ich erst 1992 mit 12 bei“.

Du warst da sicher in einem gemischten Team mit Burschen aktiv, wie schwer war der Kampf ums Leiberl?

„Ich musste von Anfang an mehr Leistung als die Buben erbringen, wurde dann aber auch gleich behandelt. Da konnte es schon vorkommen, dass ich auf dem Feld stand und ein Bursch musste auf der Bank „warten“, für ihn sicher nicht lustig und angenehm. Einen Vorteil hatte es öfter für das Team: manche Gegner unterschätzten uns, weil ein Mädchen in der Mannschaft stand“.

Wie lange hast Du bis zum Studium gespielt?

„Mit Zustimmung der anderen Ligakonkurrenten durfte ich auch noch in der U 16 spielen und dann dachte ich: das war es jetzt. Frauenteams in der Umgebung waren damals rar, Nebelberg war ebenso wie Kleinmünchen zu weit weg.Mit den Meisterschaftsspielen war nach der U 16 Pause. In Innsbruck habe ich Medizin studiert und hobbymäßig in einer Frauenmannschaft der Universität gekickt“.

Wann hast Du wieder in einer Freizeit-bzw. Kampfmannschaft begonnen?

„Nach dem Studienabschluss 2006 hatten wir vorerst ein Freizeit-Team in Vorderweißenbach, das auch recht erfolgreich war, aber nach dem Verlust des Trainers wegen Zeitmangels wurde die Mannschaft wieder aufgelöst und als ich erfuhr, dass St. Stefan am Walde eine Frauenfussballmannschaft hat, habe ich mich dort beworben und 2014 sind wir in die Frauenklasse Nord/Ost eingestiegen.“

Hast Du Deine Spielweise geändert, weil Du Im Studium auf so viele Verletzungsmöglichkeiten hingewiesen wurdest?

„Nein, keinesfalls, denn auf dem Feld bin ich nur Fußballerin und gehe dort einem körperbetonten Sport nach. Deswegen schone ich weder die Gegnerinnen noch mich selbst mehr, ich habe immer selbst körperbetont Fußball gespielt“.

Gab es auch Karten für Dich?

Einige und davon war sicher nur 1 wegen Kritik, die anderen halt, weil es die eine oder andere Situation so mit sich gebracht hat (lacht)

Warst Du selbst einmal schwer verletzt?

„Nein, Gottlob bis heute nicht und ich hoffe, es bleibt auch im Finish meiner Laufbahn so.“

Deine Rückennummer 5 deutet auf einen früheren weltbekannten Libero hin, was ist Deine Spielposition?

„Zuerst wurde ich im defensiven Mittelfeld eingesetzt, dann bin ich nach hinten gerückt und jetzt verkörpere ich die Libero-Position.“

Wie reagierst Du, wenn eine Mitspielerin oder Gegnerin offensichtlich schwer angeschlagen liegen bleibt?

„Da ja bei den Frauen in so einem Fall nicht von einer „theaterreifen“ Szene auszugehen ist, gehe ich hin, egal ob Mitspielerin oder Gegnerin und auch dann, wenn sie vielleicht zuvor ruppig mir gegenüber war. Dann versuche ich, sie zu beruhigen, mir einen Überblick zu verschaffen und die richtigen Maßnahmen einzuleiten. Ich bin ja auch noch immer Notärztin und helfen ist ohnehin oberste Pflicht“.

Hattest Du schon öfter mit einem echten Notfall auf oder neben dem Spielfeld zu tun?

Im Frauenfußball eigentlich nicht, als Zuseherin bei den Männern doch das eine oder andere Mal“.

Wenn in Eurem Training Übungen mit Risiko auf dem Programm stünden, würdest Du Trainer Brandl aufmerksam machen?

„In diese Situation komme ich nicht, weil wir nicht so gefährliche Übungen versuchen (lacht), denn Helmut wählt immer ein sehr gut auf uns abgestimmtes Trainingsprogramm“.

Welcher Meinung bist Du, warum es immer wieder zu Kreuzbandverletzungen kommt?

„Das kann verschiedene Ursachen haben, ich denke, es geht dabei um muskuläre Probleme. Der Leistungsdruck ist allgemein gestiegen, da kann es bei Spielerinnen zu „Über-Training“ führen, dazu auch Wachstumsprobleme mit noch nicht vollständig ausgebildeter Muskulatur usw. ; eine andere Machart der Fußballschuhe oder Kunstrasen würde ich eher nicht vorrangig die Schuld daran geben, obwohl die Verletzungen ohne Fremdeinwirkung zu denken geben.“

Hast Du Tipps, wie man diesen Blessuren entgegenwirken könnte?

„Eventuell spezifische Stärkung der Oberschenkelmuskulatur, Entlastung der Gelenke , Kraft-Training“.

Holen Teamkolleginnen, wann immer ihr Euch trefft, Deinen ärztlichen Rat ein?

„Kommt häufiger vor, auch telefonisch, ich versuche Tipps zu geben und mache Vorschläge, bin auch bei der Vermittlung von Fachärzten behilflich, gewisse Unfall-Chirurgen habe ich stets auf meiner Vermittlerliste.“

Wie schaffst Du es, Dein umfangreiches Arbeitspensum: Anästhesistin, Notärztin, Diensthabende im Nachtdienst usw. mit Training und Spiel zu vereinbaren?

„Ich habe da großes Glück, dass meine bisherigen Chefs und ArbeitskollegInnen sehr konziliant sind und versuche auch selbst, meinen Dienstplan so zu legen, dass ich auch noch zu den Fußballveranstaltungen zurechtkomme, aber das dichte Programm zehrt ehrlicherweise schon an der Substanz“.

Und wie reagiert Deine Lebenspartnerin?

"Ich habe sie mittlerweile von der Schönheit des Fußballs überzeugen können, sie unterstützt mich, wo sie kann, aber manchmal strapaziere ich ihre Geduld auch über Gebühr"(lacht)

Was bedeutet für Dich Fußball allgemein und bei St. Stefan?

„Generell ist er für mich mit ganz großer Begeisterung und Freude verbunden, stellt einen Ausgleich zum meinem stressigen Beruf dar und ist eines der wichtigsten Dinge in meinem Leben. Bei St. Stefan pflegen wir eine harmonische Gemeinschaft, die aus einer guten Mischung zwischen Routiniers und hungrigen Talenten besteht. Es ist einfach herrlich anzusehen, wie diese jungen Spielerinnen zu uns kommen, viel frischen Wind hereinbringen und schon über gute Technik, Spielverständnis, Körperspannung und echte Motivation verfügen, darin liegt noch viel Potential“.

Nach dem Herbst 2019 seid ihr deutlich voran gelegen und wurdet im Frühjahr jäh gestoppt?

„Ist deshalb schade, aber unabänderlich, weil wir mit 5 Punkten und der doppelt so guten Tordifferenz vor Eidenberg/Geng lagen. Einen gewissen „Puffer“ hatten wir uns für das Frühjahr erarbeitet, eine super Vorbereitung gehabt und waren nach einem sehr guten Trainingslager ohne Verletzungen geblieben. Der Abbruch traf uns auch, weil einige Spielerinnen, darunter ich, unsere Laufbahn nach dem möglichen Titel beenden wollten. Wir sind aber jetzt wieder in einer Aufschwung- Phase“.

Wie habt ihr als Fußballteam die Corona Zwangspause überbrückt?

„Zu Beginn habe ich online ein Cross- Fit Programm an die Mitspielerinnen verteilt, wo jede auf freiwilliger Basis mitmachen konnte, der Trainer hat uns das freigestellt, daneben sind wir laufen gegangen und dann gab es auch sukzessive mehr Online- Trainingsprogramme von Profis, die auch zur Unterstützung der persönlichen Vorbereitung dienten“.

Wie stehst Du als „Fachfrau“ zu den Maßnahmen wegen Corona im Amateursport Frauenfußball?

„Als Medizinerin: Durch den ersten Lockdown wurde die Ansteckungsgefahr sicher in der Anfangsphase minimiert. Jetzt ist vieles irritierend und unklar: Für Mund- Nasenschutz bin ich im täglichen Leben und auch für das Abstandhalten, wo es sinnvoll und möglich ist. Nicht ganz nachvollziehen kann ich aber , dass wir im Spiel zwar im Zweikampf sehr engen Kontakt haben (müssen), aber getrennt einlaufen müssen (ginge auch mit Abstand), nach einem Torerfolg nicht abklatschen dürfen, usw…mit Maß und Ziel wäre besser.“

Nach der Gala im vorigen Herbst wollt Ihr sicher jetzt wieder um den Meistertitel in der Frauenklasse Nord/Ost mitspielen?

„Härteste Konkurrentinnen werden Eidenberg/Geng und auch Hellmonsödt sein, trotz unseres knappen 1:0- Sieges, und die ASKÖ Perg, die über 2, 3 hervorragende Einzelspielerinnen verfügt. Meinen Traum, einmal Meister zu werden und aufzusteigen, habe ich aber noch immer nicht aufgegeben.

Möchtest Du einmal als Trainerin arbeiten?

„Das wäre auch eine Frage des beruflichen Engagements, ist sicher nicht im „Alleingang“ zu schaffen. Wenn ich mich dazu entschließen sollte, dann nur zu zweit, da würde ich wahrscheinlich Helmut Brandl eine Freude machen, aber „schau`n wir mal…“

Was unternimmst Du dann in der Fußball- „Pension“?

„Das wird noch dauern, aber wenn es passt, dann höre ich auf. In allen möglichen Medien werde ich dann den Frauenfußball verfolgen, mir Spiele ansehen, meine Brüder beobachten. Vom Fußball bekomme ich eigentlich nie genug.“.

Deine Wünsche für die nahe Zukunft?

Gesund bleiben, dass wir alle Corona gut überstehen und selber mit St. Stefan Meister werden!

Pusht ihr Team aus der Abwehr immer wieder kraftvoll nach vorne: Abwehrchefin Dr. Daniela Barth (St. Stefan am Walde; Foto: privat)

Helmut Pichler

 

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