„Tausendsassa“ Kwasniewski-Gahleitner war Oberösterreichs erste Stimme im ÖFB-Teil1 !

Ehe die Linzerin Isabell Hochstöger, aktuell Leiterin des Mädchen- und Frauenfußballs im ÖFB, 2005 Agenden im österreichweiten Verband übernahm, gehörte Leopoldine „Poldi“ Kwasniewski-Gahleitner neben ihrer Tätigkeit als Frauenfußballreferentin der OÖFV bereits um die Jahrtausend-Wende der Kommission für Mädchen und Frauenfußball im ÖFB an. In diesem Gremium unter dem Vorsitz von Johann Gartner wirkten u.a. Ing. Peter Westenthaler, USC-Landhaus-„Mastermind“ Gerhard Traxler, und Salzburgs Pionierin Eva Lindner. Zuvor hatte die Pionierin aus dem Mühlviertel  bei der Union Kleinmünchen, dem LSC Linz und der ASKÖ Pregarten lange Jahre gespielt und konnte daher  ihre persönlichen Erfahrungen in ihre Arbeit als Multifunktionärin einbringen. Aus ihrer bewegten Fußballerinnen-Vergangenheit erzählt die Ehrenkapitänin der ASKÖ Pregarten im ausgedehnten, zweiteiligen Ligaportal-Interview:

 

Poldi, in welchem Alter hast Du Dich erstmals für Fußball interessiert?

„Als Kind einer Fußballerfamilie war eine wesentliche Freizeitbeschäftigung natürlich: Fußball. Wichtig war da bloß, zwei Teams zusammenzubringen und ob Mädchen oder Jungs mitspielten, hat niemanden interessiert. Wir haben die Sonntag- Nachmittage auf dem Sportplatz in Sarleinsbach verbracht, meine Brüder haben ja im Verein gespielt. Mein Vater war in den Siebziger Jahren Sektionsleiter bei der DSG Union Sarleinsbach, wegen seiner Ähnlichkeit mit dem damaligen österreichischen Teamchef wurde er dort „Stastny“ genannt.

Die Gahleitners haben damals in den Achtziger-Jahren als Familie regelmäßig einmal jährlich bei den Sarleinsbacher Ortsmeisterschaften teilgenommen. Von daher stammt das Foto unten:

 

vorne links hockend: Berta Gahleitner, Paula Kern (früher: Gahleitner), zweite von rechts: Leo Kwasniewski-Gahleitner; ergänzt wird das Mädels-Trio durch lauter Brüder Gahleitner. (Foto: privat)

 

Gab es auch andere Sportarten, die Dich „reizten“?

Wenn man im oberen Mühlviertel aufwächst, lernt man unweigerlich Schifahren. Ich habe als Kind auch mit viel Vergnügen Eislaufen gelernt. In der Familie war jeglicher Sport immer ein Thema, manches haben wir als Familienteam auch (erfolglos) ausprobiert, wie z.B. Faustball.

Deine Schwestern Paula und Berta haben ab 1990 im ÖFB-Nationalteam gespielt, hast Du

auch den Nationaldress getragen?

„Ich selbst war nie im Nationalteam. Karrieren im Frauenfußball hat es damals ohnehin nicht gegeben. Ich hätte mich mit viel Verzicht für die Bundesliga entscheiden müssen. Mir hat Fußball als Teamsport an sich viel Freude gemacht, auch ohne höhere Ambitionen“.

Ist Susanne Gahleitner, die bis 2010 spielte, mit Dir verwandt, ebenso wie Julia?

„Susanna ist eine Nichte, welche über die Stationen Kleinmünchen und Neulengbach den Sprung in das Nationalteam geschafft hatte. Julia Gahleitner ist auch eine Nichte, welche nach wie vor bei der Union Nebelberg kickt, wo übrigens meine Schwester Paula Kern ihre Trainerin ist. Ich habe einen erwachsenen Sohn Patrick, der mit all meinen Höhen und Tiefen im Frauenfußball groß geworden ist. Unser Familienteam Gahleitner-Tradition bei den jährlichen Sarleinsbacher Fußball-Ortsmeisterschaften wurde schließlich von unserem Nachwuchs, so auch von meinem Sohn, Nichten und Neffen, viele Jahre würdig fortgeführt“ (lächelt).

Bei welchen Vereinen warst Du außer Pregarten und dem LSC Linz aktiv?

„Die meisten Jahre habe ich bei der Union Kleinmünchen (Staatsliga, Landesliga, 2. Division Mitte) gekickt. Als erste von uns Schwestern habe ich 1979 dort angedockt. Eigentlich wurden wir Gahleitner-Schwestern von Kleinmünchen gescoutet. Mit unserem Sarleinsbacher-Hobbyteam sind wir Ende der Siebzigerjahre sozusagen durchs Mühlviertel getourt, haben auf Zeltfesten gegen andere Hobbymannschaften gekickt und wurden als Leihspielerinnen für andere frühere Hobby-Teams wie St. Martin und Putzleinsdorf „ausgeliehen“. Und so stand eines Tages der damalige Kleinmünchner Trainer vor der Tür und hat uns Schwestern die Schiene zu Kleinmünchen gelegt.

Die Union hat damals als OÖ. Frauenfußball-Pionierin mit Landhaus, Aspern, Elektra, Ostbahn usw. in der österreichischen Staatsmeisterschaft gespielt. Ich musste später eine fußballerische Pause einlegen, weil ich 40 Stunden gearbeitet, in eine Abendschule gegangen und meine Familie gegründet habe. Gegen Ende der 80er-Jahre wurde ich von der Union Kleinmünchen sozusagen wieder zum Fußball „zurückgeholt“. Pregarten und die ehemaligen LASK Ladies (heute LSC) waren gar nicht geplant, da hatte ich eigentlich meine fußballerischen Ambitionen bereits auf Eis gelegt“.

Dein Comeback bei der Union Kleinmünchen?

„In den Neunzigern haben wir mit Kleinmünchens 1b-Team die Landesmeisterschaft ziemlich dominiert und später in der 2. Division-Mitte gut mitgehalten. Wie viele Meister- und Cup-Titel da zusammenkamen, weiß ich gar nicht. 1. Bundesliga habe ich nicht gespielt, weil ich das allein aus Zeitgründen zwischen voller Berufstätigkeit und Familie nicht geschafft hätte.

Warst Du auch in der O.Ö. Auswahl aktiv?

„Das ist schon einige Male vorgekommen, außerdem bin ich dann als Spielerin des Bundesliga-Teams Kleinmünchen sozusagen auf der Bank gesessen“.

Deine schönsten Erinnerungen an die Gründerzeit?

„Wir waren anfangs mit Kleinmünchen ja nicht im Spitzenfeld der Staatsliga platziert, aber feiern konnten wir trotzdem immer gut. Eva Moser und Christl Holzmüller haben sich um das Team der Union Kleinmünchen sehr verdient gemacht und haben uns Jüngere mit hohem persönlichem Einsatz sehr unterstützt“.

Welche größten Probleme, außer der strikten Nichtbeachtung des Frauenfußballs durch die Männer, galt es damals für Euch zu überwinden?

„Die ganzen Strukturen waren erst aufzubauen und der finanzielle Aufwand war selbst aufzubringen. Zu den Auswärtsspielen, die damals durchwegs in Wien ausgetragen wurden, sind wir in Fahrgemeinschaften mit den Privat-PKWs gefahren, Dressen hat z.B. eine Spielerin gewaschen usw.“

Deine größten Erfolge als Aktive?

„Ich habe immer aus Spaß gespielt und nie in dieser Kategorie gedacht. Stark in Erinnerung habe ich die letzten Jahre in Kleinmünchen in der 2. Division-Mitte, den damaligen Zusammenhalt und den Teamspirit. Und dann war der Weg der LASK-Ladies zu den Relegationsspielen spannend, bei dem es um den Aufstieg in die Bundesliga gegangen ist“.

Deine Lieblingsposition im Spiel, Vorbilder?

„Vorbilder hatte ich nie und ich habe mich, wie im Fußball damals üblich, von den Anfängen als Stürmerin in die Abwehr sozusagen zurückgearbeitet. Am längsten war ich, weil beidbeinig, links im Mittelfeld und linke Außenverteidigerin, dann zum Schluss in Pregarten in der Frauenklasse meist Libero. Die Viererkette war (noch) nicht bei uns angekommen“.

Auch im „Fußball-Herbst“ noch früher am Ball-als die jüngere Gegenspielerin: „Poldi“ (links) bei FC Altmünster- Pregarten 5:3 (Foto: privat)

 

Deine Philosophie im Fußball?

„Ich habe Fußball immer als Laufsport gesehen. Vom „Pressing“ im-Fußball war ich damals und bin ich heute überzeugt“.

Musstest Du schwere Verletzungen überwinden?

„Das Schlimmste war ein Zusammenprall bei einem Kopfball, der mich monatelange Kiefer- und Zahnbehandlungen gekostet hat und ein Seitenbandriss im Knie“.

Weißt Du ungefähr, wie viele Spiele Du bestritten hast?

„Ich habe keine Ahnung, aber es waren sehr, sehr viele!“

War die Gründung des LSC im Jahr 2002 durch Klaus Lindenberger, Renate Riegler und Dich ein „Kontrapunkt“ zu Kleinmünchen?

„, Nein, gar nicht. Ich hatte meine aktive Fußballerinnenzeit eigentlich schon beendet. Klaus Lindenberger hat mit Peter Michael Reichl für die Gründung einer LASK-Frauenmannschaft den Kontakt zu mir gesucht. Das hat mich als LASK-Anhängerin unglaublich gereizt. Nach der Entwicklung des Projektes kam leider die Trennung von Lindenberger vom LASK und so mussten wir entweder eine eigene Vereinsgründung unter der Obhut von Klaus vornehmen oder das Projekt canceln. Wir konnten das Projekt LASK Ladies dann doch noch verwirklichen. Zum Glück, schließlich hatte ich mit dem Verein LSC nichts anderes im Sinne, als die erste Damenmannschaft des LASK zu entwickeln.

In dieser Zeit habe ich Klaus Lindenberger als Mensch unglaublich zu schätzen gelernt. Ein Profi durch und durch mit unglaublich viel zwischenmenschlichem Gespür. Er hat uns persönlich durch alle Anfangsschwierigkeiten geholfen und sein fachliches Können als Trainer wie als Torfrautrainer kostenlos zur Verfügung gestellt. Ein bisschen Familie hatte ich auch immer dabei, meine Schwester Berta als ausgebildete Trainerin war hier die erste Spielertrainerin und Paula war ebenso Teil des Teams.

Warum sich der LASK und die Frauenmannschaft später getrennt haben, erschließt sich mir nicht, ich war da nicht mehr dabei“.

Als Mitbegründerin  des Soccer Ladies Club Linz mit dem früheren ÖFB-Nationaltorhüter Klaus Lindenberger (Bildmitte) und Spielertrainerin Berta Gahleitner (rechts, Foto: privat)

 

Dr. Helmut Pichler

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