„Tausendsassa“ Kwasniewski-Gahleitner war Oberösterreichs erste Stimme im ÖFB-Teil 2!

Ehe die Linzerin Isabell Hochstöger, aktuell Leiterin des Mädchen- und Frauenfußballs im ÖFB, 2005 Agenden im österreichweiten Verband übernahm, gehörte Leopoldine „Poldi“ Kwasniewski-Gahleitner neben ihrer Tätigkeit als Frauenfußballreferentin der OÖFV bereits um die Jahrtausend-Wende der Kommission für Mädchen und Frauenfußball im ÖFB an. In diesem Gremium unter dem Vorsitz von Johann Gartner wirkten u.a. Ing. Peter Westenthaler, USC-Landhaus-„Mastermind“ Gerhard Traxler, und Salzburgs Pionierin Eva Lindner. Zuvor hatte die Pionierin aus dem Mühlviertel bei der Union Kleinmünchen, dem LSC Linz und der ASKÖ Pregarten gespielt und konnte ihre persönlichen Erfahrungen in ihre Arbeit als Multifunktionärin einbringen. Aus ihrer bewegten Fußballerinnen-Vergangenheit erzählt die Ehrenkapitänin der ASKÖ Pregarten im ausgedehnten, zweiteiligen Ligaportal-Interview, Teil2:

 

Beim ASKÖ Pregarten wurdest Du zur „Ehrenkapitänin“ ernannt, was sind Deine schönsten Erinnerungen an diesen Verein?

„Da gab es wirklich viele! Was ich dem ASKÖ Pregarten besonders hoch anrechne: nach meiner Trainerinnenausbildung haben sie mich zur Gründung eines Mädchenteams im dortigen Verein motiviert und sehr unterstützt. Wir haben von 2008 bis 2012 in der OÖ. Mädchenliga Meisterschaft gespielt. Rückblickend war das für mich eine der schönsten Zeiten im Fußball. Einige der Mädels von damals kicken heute bei der SPG Hagenberg-Schweinbach“.

Pregartens Mädchenteam im Jahr 2008, Leopoldine (2. von rechts)  im Trainerteam mit Lisa Breitenfellner (links) und Askö-Obmann Andreas Prandstötter (ganz rechts, Foto: privat)

 Was bewog Dich, auch als Funktionärin im ÖFB und im OÖFV tatkräftig mitzuarbeiten, Projekte voranzutreiben und bis 2005 dort aktiv zu sein?

„Für mich ging die Entwicklung im Frauenfußball viel zu langsam. Ich war der Meinung, dass viel mehr Frauen im System einen Platz haben müssten, damit wir nicht nur „Fußballmütter“ oder „Fußballexotinnen“ sein konnten. Und da kam eines Tages sozusagen der Ruf vom OÖFV und in Verbindung damit der ÖFB, da konnte ich einfach nicht nein sagen. Da war ich aber plötzlich wieder die Exotin in einem männerdominierten System. So wie bei der Trainerausbildung in Obertraun, wo wir neben 83 Herren nur 2 Frauen waren, saß ich plötzlich in den Verbandsgremien als einzige und wohl erste Frau drin. Ich denke, dass ich mit Engagement überzeugen konnte, weil plötzlich wären mir in diesem Betätigungsfeld österreichweit sehr viele Türen offen gestanden“.

Eure größten Hürden?

„Wir durften theoretisch alles realisieren, oberösterreich-und österreichweit, das Problem war immer die Finanzierung“.

Schnupperunterricht in Volksschulen ab 2003, Eröffnung der Sport-Arena Linz 2003-mit einem Mädchenspiel (Hallenfußball), Stützpunkt-Training in allen Vierteln des Landes, die Liste Eurer „Leuchttürme“ ist beachtlich?

„An Ideen hat es nie gemangelt. Ich wiederhole mich, wir durften alles, problematisch war leider immer die Finanzierung, deshalb mussten meist unsere persönlichen Ressourcen herhalten. Rückblickend war das persönlich aber auch eine sehr anstrengende Zeit“.

2002 wurde schon eine Mädchen-Schülerliga angedacht, siehst Du den Schlüssel zur Nachwuchspflege nach wie vor in der Anknüpfung an die Schulen?

„Natürlich, dazu stehe ich nach wie vor. Wieso soll man Fußball für Mädchen im Unterricht aussparen? Wenn man in die Volksschulen geht, was ASKÖ Pregarten mit Fußballschnupperstunden jahrelang gemacht hat, kann man die Begeisterung der Mädels sehen. Es sollte allein um den Spaß und die Freude am Teamsport gehen und nicht immer nur auf Erfolg oder das Siegen abzielen. Hier scheint es wohl an der Bereitschaft scheitern, das alles auch für Mädchen zu organisieren. In den Jahren um 2010 haben wir bereits einmal mit der HS Pregarten eine Mädchen-Schülerinnen-Liga in OÖ. initiiert, es wäre also möglich“.

„Gemischte Teams“ mit Burschen und Mädchen: ideale Vorstufe für den Frauen-Fußball?

„Wir haben ja alles probiert und das ist einfach die optimale Lösung. Gemischte Teams gibt es doch schon in vielen Vereinen, Mädchen sind halt nach wie vor unterrepräsentiert. Vereine müssten sich noch viel mehr öffnen für Mädchen in ihren Nachwuchsreihen“.

2004-wurde der Beschluss auf Neuaufbau der o.ö. Frauen-Ligen gefasst, ein Meilenstein?

„Einen Meilenstein sehe ich darin nicht, es war einfach höchst notwendig, umzustrukturieren bzw. die OÖ. Frauenfußball-Ligen im Verband zu etablieren“.

Du warst mit Renate Riegler auch Betreuerin der O.Ö. Auswahl, welche Cheftrainer wirkten vor Eurer Zeit?

„Da muss ich widersprechen, ich war als OÖFV-Referentin zwar zuständig für den Frauenfußball in OÖ., aber nie Coach der OÖ. Auswahl. Langjähriger Auswahltrainer war der damalige Kleinmünchen-Trainer Hans Mach, Assistenten waren Christl Holzmüller, Berta Gahleitner oder auch die Geschwister Rigler. Vor Hans Mach, der ein bisschen „Fußballglamour“ in den Frauenfußball OÖ. gebracht hat, war auch die Frauenauswahl eher ein Stiefkind des Verbandes“.

Oberösterreichs U14 im Jahr 2003 beim Spiel gegen Niederbayern mit Hans Mach (stehend 2. von links), seinen Assistentinnen Berta Gahleitner (hockend ganz links), Leopoldine Kwasniewski (stehend 4. von links) und Renate Rigler (stehend rechts, Foto: privat).

Welche Fußballerinnen aus Oberösterreich haben Deiner Meinung nach in den letzten 40 Jahren in Oberösterreich am meisten bewirkt (außer den Bayern-Legionärinnen) ?

Eva Moser und Christl Holzmüller waren und sind die Pionierinnen des OÖ. Frauenfußballes. Sie haben den OÖ. Frauenfußball in Kleinmünchen gestartet, gespielt, organisiert, alles zusammengehalten und die Mittel aufgebracht. Die Bayern-Legionärinnen konnten später öffentlichkeitswirksam das Interesse auf Frauenfußball lenken, waren aber persönlich nicht am Aufbau beteiligt.

Zurück zum LSC und dazu die Stichworte: Renate Rigler, Manfred Rigler?

„Renate Rigler und Manfred Rigler haben die Ladies vom LASK abgekoppelt und als LSC zum SV Chemie Linz übergeführt“.

Wann und warum hast Du die Linzerinnen wieder verlassen?

„Der LASK mit Peter Michael Reichl und Klaus Lindenberger haben uns immer bestens unterstützt, ich hätte hier noch viel Potential gesehen und deshalb war es auch schmerzhaft, 2006 das Projekt zu verlassen. Unsere Philosophie der LASK-Ladies war mit den Interessen einiger Beteiligter leider nicht in Einklang zu bringen“.

Aktive Spielerin oder Funktionärin, was hat Dich mehr gefordert?

„Funktionärin natürlich, alle die in diesem Bereich ehrenamtlich tätig sind, werden wissen, wovon ich rede“.

Denkwürdige Mitstreiter/Innen im Kampf um Anerkennung des Frauenfußballs?

„Die ersten wichtigen Unterstützer haben meine Schwestern und ich natürlich in unserer Familie gefunden und dann bei der DSG Union Sarleinsbach, bei der wir Ende der Siebzigerjahre eine Hobby-Frauenmannschaft gründen durften. Der Verein hat uns alle Ressourcen wie Dressen, den Platz, die Halle im Winter, usw. zur Verfügung gestellt und sogar Spiele organisiert. Eine Zeitlang wurden wir vom damaligen Herren-Kampfmannschaftstrainer Sepp Leitner unentgeltlich trainiert. Für die damalige Zeit war das etwas Besonderes. Danke, liebe Sarleinsbacher, das war einfach großartig!

Außer den Pionierinnen der Union Kleinmünchen hat es ab Ende der Achtzigerjahre eine Landesliga OÖ. gegeben. Gespielt haben hier u.a. Teams aus Sattledt, SV Chemie, Garsten, welche oft nur durch den hohen persönlichen Einsatz einzelner Idealisten bestehen konnten“.

Verfolgst Du noch die O.Ö. Ligen bzw. das Abschneiden der Nationalelf?

„Ja natürlich, ich habe außerdem noch immer meine Verwandtschaft dabei und wer weiß, vielleicht gibt es noch einmal eine weitere Generation an Gahleitner-Kickerinnen, das würde mich freuen. Auch das gerade sehr erfolgreiche Frauennationalteam verfolge ich gerne“.

Beruf und Sport, aktiv und als Funktionärin: hattest Du je terminliche Kollisionen?

„Nein, gar nicht. Organisation ist wohl Teil meines Lebens“.

Vielen herzlichen Dank für Deine Zeit und Deine Geduld, Alles Gute und mögen Dir etliche engagierte Enthusiastinnen für den Frauenfußball folgen!

 

 

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