Austauschbare Schablonen


von Raphael Oberndorfinger

Mit einer Lüge kommst du durch die ganze Welt – aber nicht mehr zurück. Es ist erschreckend, wie das Kommunikationszeitalter den Menschen in die Irre führen kann. Und es ist traurig, wie die Menschen, die dafür verantwortlich sind, das großteils mit Absicht praktizieren. Mit Kalkül, mit eiskalter Berechnung, auf den Zweck fokussiert. Überall. Die meisten wohl in der Politik, leere Versprechungen gab es ja schon vor Alfred Gusenbauer. Aber auch im Sport sind ehrliche Bekenntnisse rar geworden wie der Barolo im Kanzleramt.  Ist Ihnen schon aufgefallen, dass fast alles negiert und dementiert wird? Immer dann, wenn es um heikle Themen geht, mitunter um die eigene Haut. Dann werden Phrasen geklopft, verbale Ablenkungsmanöver gestartet, setzt der Prozess der Verdrängung ein. Wenn statt einem ehrlichen Ja ein Nein wird, um die künstliche Ruhe noch aufrecht zu erhalten. Wenn heftigst dementiert wird, um einen Zeitaufschub herauszuschinden. Wenn auf die Probleme anderer hingewiesen wird, um von sich selbst abzulenken.

Meine persönliche Genugtuung: Irgendwann platzt die Bombe, früher oder später. Auch wenn man nicht alle in den selben Doping-Sündentopf werfen darf, aber wer glaubt heute noch einem Radprofi, der mit einem Hundeblick seine Unschuld beteuert? Diese immer größer werdende Schar selbst inszenierter Ariel-Saubermänner würde besser in einen Werbespot für Blutspenden passen. Der Szene(n)wechsel vom irreführenden Strahlemann im Rampenlicht zur persona non grata im toten Winkel der Kameras ist dann leider oft nur die harmloseste Konsequenz. Ja, auch im Sport sind die Kommunikatoren längst zu Phrasendreschern, zu Botschaftssendern ohne Wert, zu Strategen ihres egoistischen Selbstzwecks geworden. Das Positive: Fußball ist zwar weitgehend sauber. Bloß dennoch leider nur mehr selten ehrlich. In der Flashzone rittern Funktionäre seit jeher um den Meistertitel des Vorgaukelns. Die Hinhaltetaktik bleibt stets die selbe, die Akteure und ihre Wortspenden sind wie austauschbare Schablonen.

Beispiel Rohrbach. Im Vorjahr starker Fünfter, nun im freien Fall an das Tabellenende geschlittert. Neun Spiele ohne Sieg, der Hut brennt. Nun kennt jeder die Mechanismen des Fußballs, und muss sich wundern zu hören, dass der Trainer nicht zur Diskussion stehen soll. Während klubintern freilich schon längst Handlungsbedarf angedacht war. Zwei Tage nach dem 0:2 in Vöcklamarkt folgte mit der Trennung von Kurt Hochedlinger die logische Reaktion. Natürlich ist dieser plötzliche Wandel von Durchhalteparolen zur Aufbruchsstimmung und Neuanfang mit neuem Coach  ein altbekanntes Spielchen und eine etablierte Vorgehensweise bei fast allen Klubs. Ein Teil im System Fußball-Kommunikation. Egal ob in Bundes- oder OÖ-Liga oder 2. Klasse. Ich aber schätze jene, die auf das taktische Verbalmanöver verzichten. Die klipp und klar Ziele nennen, Fristen setzen, Konsequenzen ankündigen und durchziehen. Transparenz, die für Klarheit bei Spielern, Trainern, Fans und der Öffentlichkeit sorgt. Finden Sie, dass Fußball-Akteure immer glaubwürdig wirken? Ich dementiere.

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