Interview (Ex-) Trainer SV Traun


von Philipp Eitzinger

Interview mit Robert Bartosiewicz, Ex-Trainer SV Traun


Herr Bartosiewicz, Traun überwintert als Letzter. Worin sehen Sie die Gründe dafür?

Die größte Schwäche liegt in der Offensive. Hinten waren wir eine der Mannschaften, die nicht so viele Tore kassiert hat, aber wir haben die wenigsten geschossen. Es fehlt ein Mittelfeldmotor, der das Spiel machen kann - und es fehlt ein Stürmer, der neben Arslan für die Tore sorgen könnte. Der zweite Grund ist für mich die Uneinigkeit im Verein. Die einen wollen die Klasse unbedingt halten, andere würden einen Abstieg in Kauf nehmen.

Was führte schließlich zum Ende der Zusammenarbeit?
Wir haben uns getrennt, weil wir unterschiedliche Auffassungen über die Zukunft hatten. Der Verein wollte den Kader abbauen, aus finanziellen Gründen. Aber wir sind absolut im Guten auseinander gegangen, ich bin niemandem böse. Auch nicht den Zuschauern, die geschimpft haben. Das ist nun mal so als Trainer: Wenn du gewinnst, klopfen die alle auf die Schulter. Verlierst du, schimpfen sie. Ich habe mich korrekt von der Mannschaft verabschiedet, einige haben mich auch angerufen, weil sie sich schlecht gefühlt haben. Aber Freundschaften haben nicht unter der Trennung gelitten.

Was trauen Sie Traun in der Frühjahrssaison noch zu?
Im jetzigen Zustand bin ich leider nicht optimistisch. Darum habe ich auch gesagt, wir müssen auf diesen Positionen reagieren. Hinzu kommt, dass in der Partie nach der Trennung von mir sofort auf Libero umgestellt wurde. Das ist traurig, weil das Potential und die Spieler für eine Viererkette eigentlich da wären.

Ist der Meistertitel für Sie schon vergeben? Und wer wird absteigen?
Der Meistertitel war für mich schon vor Anfang der Saison vergeben. Ich habe gesagt, Pasching wird Meister - und sie werden es auch. Da wird so professionell gearbeitet, die gehören in die Regionalliga oder noch weiter nach oben. Da hat auch Vöcklamarkt keine Chance. Hinten wünsche ich Traun von ganzem Herzen den Klassenerhalt, aber realistisch betrachtet ist Traun natürlich ein Abstiegskandidat. Vor allem, wenn die Offensive nicht verstärkt wird. Sonst ist auch Rohrbach sehr gefährdet, genauso wie Mondsee.

Wie geht es mit ihrer persönlichen Trainerkarriere weiter?
Ich werde jetzt erst einmal mehr Zeit für die Familie und die Arbeit haben. Der eine oder andere Verein hat aber schon angerufen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ich im Frühjahr schon wieder wo auf der Trainerbank sitze!

Noch eine allgemeine Frage: Wie sehen Sie die Lage im österreichischen Fußball generell derzeit?
Nach der EM ist der österreichische Fußball im Aufschwung. Es gibt einen Zuwachs im Nachwuchsbereich, aber im Profibereich liegt das Problem. Die Bundesliga hat kein europäisches Niveau, aber der große Bruch ist eigentlich in der Ersten Liga zu sehen. Es ist eine Profiliga, aber sie interessiert eigentlich keinen. Sogar in der Oberösterreich-Liga sind die Zuschauerzahlen oft besser! Aber im Jugendbereich wird viel getan. Ich bin der Meinung, dass es mit der Nationalmannschaft in den nächsten Jahren bergauf gehen wird.

Herr Bartosiewicz, danke für das Gespräch und alles Gute!

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