1. NÖN-Landesliga

Robert Haas: ?Ich war eine Zeitlang zu blauäugig?

Dieser noeliga_ankuendigung2.jpgSchuss ging vorerst nach hinten los: Vor knapp vier Wochen trennte sich der SC Mannsdorf von seinem Erfolgs-Trainer Robert Haas – was auch vereinsintern für heftige Unruhe sorgte. In den drei Spielen ohne Haas kam Mannsdorf seitdem nur auf zwei Punkte. Der Ex-Trainer räumt im Interview mit einigen Gerüchten auf.

unterhaus.at: Herr Haas, beginnen wir mit dem Erfreulichen. Kurz nach der Entlassung in Mannsdorf kamen Sie als Trainer bei Ostbahn XI in der Regionalliga Ost unter. Bei ihrem Debut errang Ostbahn ein 0:0 in Amstetten.
Robert Haas: „Das war ein wichtiger und toller Achtungserfolg. Ostbahn XI hatte zuvor sechs Spiele in Serie verloren, Amstetten gilt außerdem als Heimmacht. Doch mein Team hat gut verteidigt, sich taktisch super verhalten. Dafür gebührt ihm von meiner Seite ein Kompliment. An diese Leistung müssen wir nun anknüpfen.“

unterhaus.at: Eine ordentliche Leistung lieferten Sie auch zuvor in Mannsdorf ab: 28 Spiele, 21 Siege, fünf Remis und zwei Niederlagen. Dennoch mussten Sie – noch dazu nach einem 5:1-Sieg – gehen. Wie denken Sie heute darüber?
Robert Haas: „Ich habe das Kapitel für mich abgehakt, wünsche dem Verein, der Mannschaft und meinem Nachfolger Roman Mählich alles Gute. Es würde mich freuen, sollte der von mir eingeschlagene Weg mit jungen Spielern fortgeführt wird, denn die jungen Spieler haben sich toll weiterentwickelt und verdienen es sich.“

unterhaus.at: Der Rauswurf kam für viele dennoch wie aus heiterem Himmel.haas.jpg
Robert Hass: „Mir ist bewusst, dass die Fußball-Gesellschaft nach unserem Aufstieg aus der 2. Landesliga Ost, dem guten Start in der 1. Landesliga und dem 5:1-Sieg über Würmla und dem damals aktuellen 5. Tabellenplatz verwundert reagiert hat. Ich hatte vor dem Würmla-Spiel die Aufstellung verändert. Die Veränderungen betrafen den Sohn und den Neffen des Präsidenten. Ich hatte aber nicht damit gerechnet, dass die Aufregung nach dem Sieg so groß sein würde und schon gar nicht zum Rauswurf führen wird.“

unterhaus.at: Es kam ganz anders. Sie wurden mehr oder weniger nach dem Spiel gefeuert.
Robert Haas: „Die Zuschauer waren über den Sieg und vor allem die Leistung begeistert, ich tanzte mit den Spielern vor Freude im Mittelkreis, alles schien in Ordnung. 30 Minuten nach Schlusspfiff wurde mir von Vereinsseite über eine 3. Person mitgeteilt, dass ich mit sofortiger Wirkung entlassen bzw.  gekündigt bin. Ohne Angabe von Gründen.“

unterhaus.at: Gründe, die ihnen bis heute unbekannt sind?
Robert Haas: „Im Nachhinein kam der Vize-Präsident des SC Mannsdorf auf mich zu, bedankte sich bei mir für die Zusammenarbeit und ließ mich wissen, dass er nicht in diese Richtung stimmte. Der Vizepräsident hat den Präsidenten darauf hingewiesen, dass es keine sportliche, sondern eine persönliche Entscheidung gewesen ist. Daraufhin bekam der Vizepräsident die Antwort, dass Herrn Macho alles finanziere und  deshalb auch das Recht habe, die Entscheidung mehr oder weniger alleine zu treffen. Der Vize-Präsident ist seitdem von sich aus nur noch für die 2. Mannschaft und dem Nachwuchs tätig. Dies sagt viel aus.“

unterhaus.at: Welche Lehren haben Sie aus diesen Vorfällen gezogen?
Robert Haas: „Ich habe insofern daraus gelernt, als dass ich ihn Zukunft besser darauf achten werde, wem ich wirklich vertrauen kann. Da war ich in Mannsdorf eine Zeitlang zu blauäugig. Dem einen oder anderen hatte ich zu viel Vertrauen geschenkt.“

unterhaus.at: Der SC Mannsdorf hatte im Nachhinein als Grund für die Entlassung „zu viele Unstimmigkeiten“ angegeben.
Robert Haas: „Wir hatten ein Gentleman-Agreement, das keiner was zur Entlassung sagt. Ich finde es schade, dass der Präsident das Spekulations-Fenster nun doch geöffnet hat. Ich möchte es insofern schließen, indem ich festhalte: Ich habe weder jemanden bedroht, beleidigt noch geschlagen und habe mich auch nie unmoralisch verhalten. Alles andere sollen die Leute selbst beurteilen.“

unterhaus.at: Können Sie sich dann in Ansätzen klären, von welchem Unstimmigkeiten da die Rede sein soll?
Robert Haas: „Ich kann nur so viel sagen, dass ich am Montag vor dem Würmla-Match noch mit Präsident Macho und zwei weiteren Personen zu einem Feedback-Gespräch zusammen saß. Da wurde mir gesagt, wie super alles läuft, dass er mit unserer Arbeit sehr zufrieden ist und es keinerlei Druck geben werde. Vom besagten Montag bis zum Rauswurf hatte ich mit keinem Funktionär  mehr Kontakt. Da fragte ich mich dann schon, von welchen Unstimmigkeiten gesprochen wird und woher diese von heute auf morgen gekommen sein sollen.“

Unterhaus.at: So manch eine Trainer-Rochade wirbelte in den letzten Wochen Staub auf. Woran scheitert es: an der internen Kommunikation, sportlichen Auffassungs-Unterschieden oder nehmen sich hin und wieder einzelne Funktionäre einfach zu wichtig?
Robert Haas: „Ich denke, es ist ein Mix aus dem Ganzen. Ich erinnere mich an ein jüngst geführtes Interview mit WAC-Trainer Nenad Bjelica. Er lobt seinen Präsidenten Riegler, weil er ihn noch nie wegen einer Aufstellung oder eines Trainings angerufen hätte. Bjelica kritisierte in diesem Zusammenhang, dass Funktionäre heutzutage glauben, bei der Aufstellung mitreden zu können, sobald sie 1.000 Euro locker gemacht hätten. Da musste ich schon ein bisschen schmunzeln, denn ein Pfündchen Wahrheit ist da schon dran. Ein Trainer sollte immer seiner Linie treu bleiben, denn am Ende muss er auch für alles seinen Kopf hinhalten. Er trägt schließlich die sportliche Verantwortung.“


unterhaus.at: Herr Haas, wir danken für das Gespräch.

Christian Reichel

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