„Nur ein breit aufgestellter Amateurfußball kann eine solide Basis für die Professionalisierung des Frauenfußballs in unserem Land sein“

Seinem Team gehen vor jeder neuen Saison durch Transfers und andere „Abgänge“ exzellente Fußballerinnen „abhanden“, trotzdem schlägt sich die Traditionsmannschaft aus dem Innviertel in der LT1- O.Ö. Liga wacker. LIGAPORTAL wollte von Cheftrainer Roland Feichtinger (SV Högl Schuhe Taufkirchen/Pram) u.a. wissen, wie er die Entwicklung im oberösterreichischen Frauenfußball einschätzt:

 

 

Roland, hat die lange Corona-Zwangspause bei Euch zu Abgängen im Kader geführt?

„Nein, die lange Pause war bei uns glücklicherweise nicht für Abgänge verantwortlich. Wir haben auch in den verordneten Zwangspausen Kontakt zueinander gehalten und 2x wöchentlich bei den online- Trainings miteinander „geschwitzt“.

Bei Deinen Agenden fällt auf, dass Du die Doppelfunktion „Sportlicher Leiter“ und „Cheftrainer“ ausübst, wie entlasten Dich Deine Stellvertreter, Taufkirchen- „Legende“ Pepi Glas und Kapitänin Julia Freilinger?

„Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team, in dem wir uns die anfallenden Aufgaben ganz gut aufteilen und auch im Hintergrund gibt es noch einige Mädels und Vorstandsmitglieder, die uns tatkräftig zur Seite stehen, wenn wieder einmal viele Aufgaben zu bewältigen sind.“

Wie bist Du mit der Vorbereitung zufrieden, am Samstag habt Ihr ja ein Turnier mit Peuerbach und Münzkirchen ausgetragen?

„Bis jetzt läuft es ganz gut. Nach der langen Zeit des Einzeltrainings waren alle wieder froh, dass wir im Mai endlich wieder gemeinsam trainieren konnten und auch unser Arbeitsgerät wieder vermehrt in den Trainingsalltag Einzug hielt.

Dieses Mini-Turnier haben wir relativ kurzfristig auf die Beine gestellt nachdem sich die Möglichkeit bot, das Rundspiel parallel zum „Büchl“ - Cup unserer Herren abzuwickeln. Wir haben Peuerbach mit 10:0 und den FC Münzkirchen mit 4:0 geschlagen, Peuerbach besiegte Münzkirchen mit 2:0.

Torjägerin Natalie Hofinger (rechts) und Co. hatten ihr Visier bestens eingestellt (Foto: Verein)

Welche Testspiele stehen noch auf dem Programm?

„Kommenden Mittwoch testen wir gegen die Union Dorf an der Pram und Anfang August gibt es noch ein Match gegen Münzkirchen. Dazwischen schauen wir, ob sich noch etwas ergibt, die Vorbereitungszeit ist im Amateurbereich ja leider oft auch parallel zur Urlaubszeit.
Wir haben aber seit Jänner konzentriert gearbeitet und sind auf einem guten Weg, wenn auch ein wenig mehr Matchpraxis wünschenswert wäre“.

Inwieweit hat sich Euer Kader verändert?

„Mit Elizabeth Unterberger verließ uns unsere Torfrau in Richtung Krenglbach. Magdalena und Susanne Bauer, sowie Anna Schlöglmann bleiben für ein weiteres Jahr leihweise bei der Union Weilbach. Verena Weidinger, die in Zukunft etwas kürzer treten möchte, wechselte 1 Stock tiefer und spielt vorerst ein Jahr leihweise für Peuerbach.

Mit Michelle Kalteis von der Union Weilbach haben wir aber Ersatz auf der Position unserer Schlussfrau gefunden und mit Celine Reindl kehrte, nach längerer Pause, eine junge Spielerin aus dem eigenen Nachwuchs zu uns zurück“.

Sind wieder Mannschaftstützen von Euch von finanzstärkeren Vereinen abgeworben worden?

„Zu dieser Frage muss ich etwas weiter ausholen. Da geht es nicht so sehr um die Finanzstärke eines Vereins, sondern um die Philosophie: gehe ich den einfacheren Weg und stelle einen Kader zusammen von dem ich mir erhoffe, vorne mitspielen zu können oder versuche ich kontinuierliche Aufbauarbeit zu leisten und helfe den Spielerinnen dabei, sich zu entwickeln und besser Fußball zu spielen? Letzteres bedeutet zwar in vielerlei Hinsicht mehr Aufwand für die Spielerinnen und die Trainer, ist aber meiner Meinung nach auf lange Sicht sicher die wertvollere Herangehensweise, um den Frauenfußball in Österreich weiterzubringen. Denn nur ein breit aufgestellter Amateurfußball kann eine solide Basis für die Professionalisierung des Frauenfußballs in unserem Land sein.

Um jetzt wieder die Kurve zu Deiner Frage zu kriegen: bei unserem kleinen Kader schmerzen natürlich vor allem die Leihgaben an den Ligakonkurrenten aus Weilbach sehr. Aber letztendlich versuchen wir trotzdem, die Wünsche der Spielerinnen, so gut es geht, zu respektieren“.

Umgekehrt: Ist es schwieriger geworden, im Umfeld Eures Vereines Mädchen für den Frauenfußball zu begeistern?

„Weder, noch. In unserer Liga ist es natürlich von Vorteil, wenn man schon ein paar Jahre im Kinder- und Jugendbereich Fußball gespielt hat und gerade hier übersteigt die Nachfrage das Angebot.
Noch dazu verliert der Fußball in unserer Region leider sehr viele Nachwuchsspielerinnen im Alter zwischen 12 und 14 Jahren, die nicht mehr gemeinsam mit Burschen in einer Mannschaft spielen wollen. Da sie aber erst ab einem Alter von 14 Jahren im „Erwachsenenbereich“ antreten dürfen und es im ländlichen Bereich beinahe unmöglich ist, genug Mädchenteams für organisierte Bewerbsspiele zu stellen, wenden sich die Nachwuchsspielerinnen dann oft anderen Hobbies zu und kehren dem Fußball den Rücken“.

Wohin geht die Reise im Frauenfußball Deiner Meinung nach, wenn die „Großen“ ihre Muskeln spielen lassen und die „Kleineren“ nur mehr als „Vorratskammer“ dienen?

„Auch das muss man wohl etwas differenzierter sehen. Die sogenannten „Großen“ fischen natürlich in einem Teich, der nicht allzu prall gefüllt ist, was dann auch zur Folge haben kann, dass der eine oder andere, etablierte Verein, kein Frauenteam mehr stellen kann. Die Gesamtmenge an Spielerinnen wird dadurch aber wahrscheinlich nur unwesentlich beeinflusst. Kurzfristig wirbelt das den Frauenfußball aber schon ganz ordentlich durcheinander und man hätte das meiner Meinung nach durchaus etwas schonender gestalten können. Mittel- bis langfristig sollte der Frauenfußball vom Einstieg der Profivereine aus den Männer-Bundesligen aber durchaus profitieren können“.

Ihr startet Mitte August mit den beiden Partien: SPG Hagenberg/Schweinbach und dem „Derby“ gegen die SPG Weilbach/Antiesenhofen, wird es „eng in der „8-er-Liga“ im Kampf um die Punkte?

„Das wird sich zeigen. Corona und der Einstieg des LASK in den Frauenfußball sind an unserer Liga nicht spurlos vorübergegangen und so wird man erst im Laufe der Saison sehen, wie die Karten dieses Jahr gemischt sind. Die geringe Anzahl an Teams und das damit verbundene dreimalige Antreten gegen jeden Gegner wird am Ende wohl eher nicht zu einer recht ausgeglichenen Tabelle führen“.

Deine Wünsche und Ziele für die kommende Saison?

„Wie immer hoffe ich, dass wir nicht auf gute Wünsche oder Glück angewiesen sind, sondern durch unsere kontinuierliche und beharrliche Arbeit unsere Ziele erreichen und uns im Tabellenmittelfeld festsetzen können“.

Danke für Dein glasklares Statement und trotzdem: viel Erfolg in einer vollzähligen Herbstmeisterschaft!

Dr. Helmut Pichler

 

 

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