Schiedsrichter bespuckt und getreten! Rohrbacher Sensationssieg geht bei Skandalspiel unter

altaltDie Spieler der Union Pieno Rohrbach/Berg feierten noch den 4:2-Auswärtssieg über den SC Marchtrenk am Rasen, während sich beim Abgang des Schiedsrichtertrios unglaubliche Szenen abspielten. Mit nur dürftigem Ordnerschutz ausgestattet, marschierten Schiedsrichter Heinz Wegerer und seine beiden Assistenten einer aufgebrachten Meute entgegen, die es auf die Unparteiischen abgesehen hatten. Bedrohungen, Spuckattacken und Becherwürfe folgten. Der Referee wurde sogar bis zu einer Seitenstraße verfolgt. "Das waren kriegsähnliche Zustände. Der Verein hätte viel früher die Exekutive beiziehen müssen", so Wegerer gegenüber ligaportal.at, das natürlich auch mit den beiden Coaches über das Match und die Tumulte nach Spielende sprach.

 

Rohrbach mit Blitzstart - Marchtrenk antwortet mit Doppelschlag

Vorerst aber zum Sportlichen: Die Rohrbacher konnten kaum besser in die Partie starten. Nach einem Zweikampf mit Jaroslav Prekop ging Stefan Plechinger, nachdem es zum Kontakt mit dem Gegenspieler kam, zu Boden und der Unparteiische zeigte auf den Punkt. Der Gefoulte trat an und verwandelte eiskalt zum 1:0 (4.). "Eine extrem harte Entscheidung, die Burschen sind aber trotzdem ruhig geblieben", so SCM-Coach Peterstorfer. "Für mich ein klarer Elfer, Plechinger ist hier eindeutig gefoult worden", entgegnet Gäste-Trainer Schuster. Die Gäste konnten den Rückenwind des frühen Führungstreffers kurze Zeit mitnehmen, kassierten aber nach einer Viertelstunde den Ausgleich durch Volkan Gencer. Der Tabellenzweite aus Marchtrenk wurde SCM Rohrb2stärker und übernahm die Initiative. Patrick Lukic sorgte nach einer knappen halben Stunde für die erstmalige Führung der Heimelf an diesem Tag und stellte auf 2:1. Dann Riesenpech für den Aufstiegsaspiranten, als ein Lattenpendler vor der Torlinie wieder aufsprang. Die Schuster-Elf ließ sich von den beiden Gegentreffern aber nicht aus dem Konzept bringen.

Andre Reisinger leitete einen Angriff selber ein, die Marchtrenker Abwehr konnte nicht entscheidend klären, im Zweikampf sprang Reisinger der Ball an die Hand, der junge Blondschopf nahm sich das Leder mit, überlupfte SCM-Goalie Martin Schlögl, Verteidiger Dominik Hamader eilte noch in Richtung Torlinie, erreichte das Leder noch, aber konnte wohl nur mehr hinter der Linie klären. Schiedsrichterassistent Robert Daniel sprintete Richtung Mittellinie und Schiedsrichter Wegerer gab den Treffer (36.). "Eine doppelte Fehlentscheidung in meinen Augen. Dem Tor ist ein Handspiel vorangegangen, zudem hat Dominik den Ball vor der Linie geklärt", meint Kurt Peterstorfer. "Der Ball war deutlich hinter der Linie. Ich muss aber zugeben, dass Andre das Leder an die Hand gesprungen ist, wobei ich meine, dass es sich um kein strafbares Handspiel gehandelt hat", erklärt Dietmar Schuster seine Sicht der Dinge. Die Anhänger der Heimischen hatten mit dieser Entscheidung keine große Freude und so SCM Rohrb Kneidinger1wurde die Atmosphäre auf der Tribüne immer hitziger.

 

Drei Ausschlüsse und zwei Elfmeter sorgen für Diskussionen

Nach dem Seitenwechsel schockten die Rohrbacher den Gegner wieder mit einem Blitzstart. Nach einem Lochpass von Reisinger war Roland Mayrhofer der gegnerischen Defensive entwischt, bezwang im Eins-gegen-Eins Keeper Schlögl und schoss den Außenseiter mit 3:2 in Front (47.): "Mayrhofer stand klar im Abseits", ist sich Marchtrenk-Trainer sicher. "Ein regulärer Treffer", sieht Rohrbach-Coach Schuster die Situation anders. Während die Stimmung unter den Marchtrenker Fans immer unruhiger wurde, die Schiedsrichter schon während des Spiels immer öfter Zielscheibe verbaler Entgleisungen wurden, entwickelte sich am tiefen Boden eine echte Kampfpartie, die nach einer guten Stunde ein erstes Opfer forderte. Thomas Mayr musste nach einem Foulspiel in Minute 64 vorzeitig mit der Ampelkarte vom Feld. "Der Spieler hat den Gegner mit der Hand in Kopfhöhe getroffen, diese gelbe Karte war zwingend zu geben", beschreibt Referee Wegerer die Situation.

Die Heimischen setzten nun alles auf eine Karte und waren dem Ausgleich auch einige Male nahe, so vergab Daniel Lindorfer einen Sitzer und hatte bei einem gut angetragenen Freistoß Pech, dass dieser nicht im Kasten SCM Rohrb3landete. Doch auch die Mannen aus dem oberen Mühlviertel traten in der Offensive immer wieder gefährlich in Erscheinung, hatten Tomas Kupka und Daniel Höfler die Chance auf die Vorentscheidung. Diese sollte vorerst noch nicht fallen, musste viel mehr mit Volkan Gencer ein zweiter Marchtrenker mit Gelb-Rot - nach einem taktischen Foul, um einen Konter der Gäste zu unterbinden - vorzeitig vom Feld. Die neun Marchtrenker versuchten alles, doch trotz des Ausschlusses gegen Rohrbachs Patrick Thaller, der nach einem harten Einstieg mit Direkt-Rot zum vorzeitigen Duschen geschickt wurde, waren es die Gäste, die noch einmal jubeln durften: Stefan Plechinger sorgte via Penalty - dieses Mal unumstritten - für den 4:2-Endstand.

 

Beleidigt, bespuckt, mit Bierbechern beworfen!

Inzwischen hatte sich vor dem Spielerausgang eine Menschenmenge gebildet, deren Ziel ganz klar das Schiedsrichtertrio war. Die sieben, maximal acht Ordner gingen trotz der deutlichen zahlenmäßigen SCM TumulteUnterlegenheit mit den Unparteiischen in Richtung Kabine, ein Spießrutenlauf für den jungen Referee, seine beiden Assistenten und auch die Ordner, wie sich herausstellen sollte. Das SR-Team wurde beleidigt, bespuckt und auch mit vollen Bierbechern beworfen. Auch die Ordner mussten zwangsläufig einiges einstecken. Damit noch nicht genug: Auch Tritte mussten Wegerer und seine Kollegen einstecken. Während die Assistenten in die Kabine geschleust werden konnten, musste Wegerer von den Ordnern in eine Seitenstraße abgeschirmt werden. Sogar bis dorthin wurde der Arbinger verfolgt. Negativer Höhepunkt: Ein etwa 40-jähriger Mann spuckt dem Schiedsrichter aus kurzer Distanz ins Gesicht. In der Zwischenzeit wurde die Polizei nun endlich verständigt, mit deren Eintreffen die prekäre Situation endlich entschärft werden konnte.

Kurt Peterstorfer (Trainer SC Marchtrenk):
"Ich bin 40 Jahre im Fußballgeschäft tätig, aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Der Schiedsrichter hat die komplette Partie zerpfiffen und viele Fehlentscheidungen getroffen. Der erste Elfmeter war hart, aber wir sind ruhig geblieben. Doch die Treffer zum 2:2 und 2:3 waren irregulär, zudem der Ausschluss gegen Thomas Mayr in meinen Augen keinesfalls zu geben war. Nach dem 2:1 hatte ich mir gedacht, dass wir die Partie gewinnen, doch dann ist alles anders gelaufen. Ich habe die Tumulte nach dem Schlusspfiff kaum mitbekommen, bin dann relativ schnell in die Kabine, da ich sowieso nichts mehr an den Entscheidungen ändern konnte. Im Aufstiegskampf wird es jetzt wohl noch einmal richtig eng. Kommende Woche gegen St. Valentin fallen viele wichtige Spieler gesperrt aus."

Die Besten: -

Dietmar Schuster (Trainer Union Pieno Rohrbach/Berg):
"Ich freue mich unheimlich über die drei Punkte heute. Die Mannschaft hat gut begonnen und sich nach dem Rückstand toll zurückgekämpft. Der Schiedsrichter hat kleinlich gepfiffen, aber seine Linie konsequent durchgezogen. Die Treffer waren für mich alle regulär, einzig beim 2:2 hätte man womöglich auch das Handspiel geben können, aber nicht müssen. Für die Marchtrenker ist genauso wie für uns sehr viel auf dem Spiel gestanden, dementsprechend hart sind sie in Halbzeit zwei auch in die Zweikämpfe gegangen. Die Unruhen nach dem Schlusspfiff habe ich nicht mitverfolgt, viel wichtiger war mir der wichtige Sieg, der aber zugleich nur ein weiterer Schritt in Richtung Klassenerhalt ist. Nicht mehr."

Die Besten: Andre Reisinger, Roland Mayrhofer, Stefan Plechinger

 

"Das waren kriegsähnliche Zustände"

Heinz Wegerer (Schiedsrichter) zum Spiel:
"Das war natürlich keine leichte Partie und auch der Spielverlauf hat die Sache nicht unbedingt leichter gemacht. Ich denke aber, dass meine Entscheidungen allesamt vertretbar waren. Die Zuschauer haben von Beginn an einen sehr aggressiven Ton gegenüber uns Schiedsrichter angeschlagen und uns teilweise auch schon während der Partie verbal bedroht. Rund um die 85. Minute ist eine Plastikflasche auf das Spielfeld in Richtung einen meiner Assistenten geflogen, haben uns aber nach kurzer Beratung entschieden, die Partie nicht abzubrechen, sondern fortzusetzen.

... zu den Ereignissen nach dem Schlusspfiff:

"Die Szenen nach dem Schlusspfiff waren kriegsähnlich, Wahnsinn! Ich hatte wirklich Angst, dass uns etwas passiert. So sind wir bedroht, bespuckt und mit vollen Bierbechern beworfen worden. Außerdem haben wir auch Tritte einstecken müssen. Der Verein hätte viel früher die Exekutive verständigen müssen. Die wenigen Ordner hatten gegen die etwa 50-Mann starke Menschenmenge keine Chance. Das Schlimmste war der Moment, als mir ein etwa 40-jähriger Mann aus etwa 20 Zentimetern ins Gesicht gespuckt hat. Meine Assistenten haben sich inzwischen in die Kabine retten können und schon die Polizei verständigt. Wir Schiedsrichter sind mittlerweile zum Freiwild geworden, wie die Vorfälle - mit Attacken gegen die Kollegen Salihovic und Knappich - gezeigt haben. Der Verband ist nun gefordert, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, sollten diese ausbleiben, werden ich und auch andere Kollegen dementsprechende Konsequenzen ziehen, um solche Situationen kein zweites Mal erleben zu müssen."

 

Fotos + Foto-Slide: Josef Kneidinger

Marco Wolfsberger

 

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