(K)ein Spiel wie jedes andere

SK Vorwärts Steyr gegen Union Raika Weißkirchen: Am Samstag erlebt die OÖ-Liga den „Big Bang“ der Saison. Wenn auch nicht sportlich, denn daweisskirchen_big.jpg steyr-big.jpgsind beide Teams noch nicht dort angekommen, wo sie hinwollen. Emotional ist dieses Match aber etwas ganz Besonderes. Vor zwei Jahren spielte Vorwärts gegen Weißkirchen um den Aufstieg in die OÖ-Liga. Vor 7.000 Fans. Das Spiel war an Dramatik nicht zu überbieten, Weißkirchen schaffte am Ende den Aufstieg. Vergessen hat man auf beiden Seiten nicht. ooeliga.at bat Kapitän Michael Mehlem und den damaligen Mannschaftsführer Damir Mesanovic zum Interview:

"Dieses Spiel bleibt einem ein Leben lang“, erinnert sich Mesanovic noch gerne an jenen 16. Juni 2007 zurück, als seine Mannschaft den Aufstieg aus der Landesliga Ost schaffte. In einem Spiel, das in die oberösterreichische Fußballgeschichte einging. Nicht nur wegen der unglaublichen Kulisse von (offiziell) 7.000 Fans, die im Vorwärts-Stadion ihre Mannschaft zum Sieg treiben wollten. Einsamer Rekord im Unterhaus!

Mehlem und Stromberger beim AufstiegsspielBittere Tränen im Stadion
Rückblick. Fast hätte es der Kultklub aus Steyr geschafft. 52. Minute: Amarildo Zela, der personifizierte Torjäger, schießt Vorwärts 1:0 in Führung. Das Stadion tobt, der Aufstieg ist zum Greifen nah. Zwölf Minuten später herrscht Todesstille: Nach einem Freistoß ist Peter Urbanek der Erste am Ball – 1:1! Dabei bleibt’s. Dieses Unentschieden reicht Weißkirchen für die OÖ-Liga. Vorwärts muss zwei weitere Jahre auf den Aufstieg warten…

„Es war eine Traum-Kulisse, die du als Profi nicht alle Tage erlebst“, blickt Vorwärts-Kapitän Mehlem mit ooeliga.at zurück. Der heute 32-Jährige war es, der in der allerletzten Minute einen Ball an die Stange setzte. Matchball vergeben! Danach weinten Mannschaft und Fans bittere Tränen. „Aber das ist vorbei“, sagt Mehlem, wischt die Vergangenheit weg und blickt in die Zukunft. „Für uns ist das Match gegen Weißkirchen am Samstag eines wie jedes andere auch.“

Unruhe in Weißkirchen
Die Vorzeichen seien auch völlig andere, sagt Mehlem. „Beide Mannschaften haben sich total verändert. Ich bin einer der wenigen von uns, die damals auch dabei waren. Bei Weißkirchen ist es noch ärger.“ Tatsächlich hat sich in diesen zwei Jahren einiges getan. Bei der Union wurde im vergangenen Sommer ein anderer Weg eingeschlagen, das Team radikal verjüngt. Jetzt ist Weißkirchen Tabellen-Letzter.

„Uns fehlt ein Vollstrecker“, klagt Mesanovic. „Wir spielen nicht schlecht, nutzen unsere Chancen aber nicht. Dazu schießen wir uns hinten die Tore selbst. So kommt es, dass wir jetzt Letzter sind.“ Ein anderer Grund ist die Unruhe in der Mannschaft, die seit einigen Wochen unübersehbar ist. Trainer Juan Bohensky hat alle Hände voll zu tun, sein Team auf Kurs zu halten. Ein Spieler (Schöppl) wurde suspendiert, ein anderer (Eisenköck) ging freiwillig.

Weißkirchens damaliger Kapitän Damir MesanovicMesanovic: „Die Spieler haben keinen Respekt“
„Ich habe vollstes Verständnis für den Trainer. Ich kenne ja die neuen Spieler und ihr Verhalten. Ich bin einer der Ältesten, die meisten zehn Jahre jünger als ich. Und sie haben nicht einmal Respekt vor mir. Der Trainer muss sich durchsetzen. Er hat oft gedroht, aber einige haben ihn nicht ernst genommen.“

Diese Worte machen deutlich, wie zerfahren die Situation in Weißkirchen wirklich ist. Für Mehlem trotzdem keine leichte Situation. „Sowas ist immer gefährlich und kann in beide Richtungen losgehen. Es springen ja andere Spieler ein. Entweder sie geben jetzt Vollgas, oder es läuft gar nicht.“ Die Vorwärts wolle aber einfach ihr Spiel durchziehen. „Wir wollen unbedingt diese drei Punkte. Ob die in Weißkirchen Probleme haben, interessiert mich eigentlich gar nicht.“

Die verfluchte Vorwärts-Neun
Denn mit neun Punkten aus neun Spielen ist Vorwärts nur Tabellen-Neunter. Mehlem: „Wir haben einige Punkte verschenkt, auch letzte Woche in Bad Schallerbach. Das muss endlich aufhören.“ Sein Saisonziel ist ein Platz unter den ersten Vier. „Das würde die Qualifikation für den Cup bedeuten. Dazu haben wir das Zeug, das haben wir schon angedeutet. Aber wir müssen uns jetzt konzentrieren und dürfen in den letzten vier Spielen im Herbst nichts mehr herschenken.“

In Weißkirchen ist man bescheidener. „Wir wollen bis zum Winter zwei bis drei Plätze gut machen. Dann wird sich sowieso einiges ändern“, sagt Mesanovic. „Wir müssen jetzt zusammenhalten. Nur so kommen wir da unten raus.“

Vorwärts-Kapitän Michael MehlemNoch einige Infos zum Spiel: Mehlem selbst bangt wegen einer hartnäckigen Angina um seinen Einsatz: „Ich nehme Antibiotika und hoffe, dass ich rechtzeitig fit werde.“ Vorwärts-Trainer Radan Lukic fehlte beim 2:2 in Bad Schallerbach aus familiären Gründen, sitzt am Samstag aber wieder auf der Bank. In Steyr werden diesmal keine 7.000 Zuschauer erwartet, mit rund 3.000 sollte das Vorwärts-Stadion aber gut gefüllt sein.

Peter Urbanek, 2007 Weißkirchens Torschütze zum 1:1, spielt mittlerweile bei Austria Salzburg. Die Weißkirchner Hoffnungen ruhen auf Ex-Salzburger Jürgen Friedl (kam im Sommer aus Pasching), der allerdings leicht angeschlagen ist und in dieser Saison noch kein Tor erzielte.

von Gernot Hörwertner

Fotos: LUI

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