1. NÖN-Landesliga

Der schmale Grat zwischen Genie und Wahnsinn

 Wer derzeit ein Spiel des SKU Amstetten besucht, kann im Vorhinein nicht sagen, was er kriegt. Die Mostviertler, von vielen Experten als Titelfavorit Nummer eins angesehen, marschieren derzeit auf einem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn. Noeliga.at sprach mit Trainer Herbert Panholzer und Manager Anton Lausegger über die fehlende Konstanz, Tore am Fließband und anonyme Unkenrufe gegen Vorstand und Trainer.

Auf ein 0:5 in Götzendorf mit einem 7:0-Heimsieg gegen Zwettl antworten, Stockerau zu Hause vorzuführen und dann in St. Peter eine 1:4-Klatsche zu beziehen, in Schwadorf so gut wie keine Torchance zu haben und dann mit einem 5:1-Sieg aus Gaflenz nach Hause fahren - willkommen beim SKU Amstetten. Doch warum schlagen die Leistungen der Amstettner aus wie eine Sinuskurve? Selbst Anton Lausegger muss etwas überlegen, bis er auf diese Frage antwortet: "Schwierig. Meiner Meinung nach liegt es daran, dass wir fünf routinierte Spieler weniger haben als vergangene Saison. Es hat einen Umbruch gegeben in der Mannschaft. Man kann von den jungen Spielern nicht erwarten, dass sie ihre Leistungen sofort regelmäßig bringen."

Torfabrik mit Schwankungen 

Dem neuen Team müsse man Zeit geben, aber er sei stolz darauf, dass fast jedes Mal ein anderer Junger erfolgreich ist. Christian Aigner gegen Bad Vöslau, in Gaflenz trafen Mario Ebenhofer und Peter Zulj. Warum aber auch so mancher routinierter Spieler bisweilen mit Schwankungen kämpft, erklärt sich Lausegger darin, dass einige beruflich und sportlich an der Belastungsgrenze stehen. Darüber hinaus kämpft der SKU im Herbst auch mit Verletzungen. Roland Puppenberger, Michael Achleitner und Gerhard Reikersdorfer fehlen der Mannschaft. "Ohne Puppenberger haben wir keinen Spieler, der mit der Schnelligkeit eine gut organisierte Viererkette ins Wanken bringen kann", sagt Panholzer. Und genau dort will man im Winter auch die Hebel ansetzen, wünschen sich sowohl Trainer als auch Manager einen zusätzlichen Spieler. Denn einfach nur einen Stürmer zu holen, wäre vermutlich nicht sinnvoll, immerhin haben die Amstettner mit 33 Toren die meisten Treffer der Liga erzielt - vier Tore mehr als Retz und ganze zehn Tore mehr als Mistelbach, die Nummer drei der Landesliga-Torfabriken.

Mehr individuelle Fehler 

Andererseits hat der SKU heuer bereits 21 Tore kassiert, das sind nur fünf weniger als in der gesamten letzten Saison. Das verwundert, hat sich doch in der Abwehr am Wenigsten geändert. "Letztes Jahr haben wir kaum individuelle Fehler gemacht, auch zu Beginn der Saison ist uns das seltener passiert. Das ist eine mentale Geschichte, unser System hat sich ja nicht geändert", erklärt Panholzer. Auf mangelnde Routine im Kader will sich der Oberösterreicher nicht hinausreden. Zwar hätten die jungen Spieler immer wieder schwächere Halbzeiten dabei, aber das Problem liege nicht bei ihnen, sondern bei den älteren Spielern, die das besser kompensieren müssten.

"Die Kritiker sollen es mir ins Gesicht sagen" 

In so manchem Internetforum und auch am Platz werden, wenn die Sinuskurve wieder einmal nach unten ausschlägt, Mannschaft, Trainer und Vorstand teils hart in die Kritik genommen - eine sogenannte Oberösterreich-Connection (neben Panholzer und Lausegger stammen auch einige Spieler aus dem Nachbarbundesland) wird vermutet. "Davon kriege ich ehrlich gesagt nichts mit. Ich surfe auch nicht in diesen Foren. Würde ich mich nach den anonymen Kritikern richten, hätte ich meinen Job verfehlt. Aber ich würde mir wünschen, dass diese Leute die Eier haben und mir das ins Gesicht sagen. Dann kann ich meine Meinung sagen und auch die anderen Meinungen akzeptieren", sagt Panholzer. Für Lausegger sind die Unkenrufe eine "Sauerei", er sei sich dessen bewusst, dass die Erwartungshaltung in Amstetten riesengroß ist, doch durch den Umbruch müsse man Geduld haben.

Welches Gesicht man am Freitag gegen Vösendorf sehen wird? Genie oder Wahnsinn? "Ich erwarte Genie", lacht Panholzer, "ich bin ein optimistischer Mensch und hoffe auf ein gutes Finale, damit wir weiter vorne dabeibleiben, obwohl die Saison etwas verkorkst war."

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