SV Chemie Linz feiert ersten Meisterschaftssieg seit über einem Jahr

Union Babenberg Linz
SV Chemie Linz

Zum offiziellen Abschluss der Hinrunde traf die seit vier Spielen in Folge ungeschlagene Union Babenberg, die zuletzt sogar den damaligen Tabellenzweiten ESV Westbahn bezwingen konnte, zu Hause mit dem SV Chemie auf das abgeschlagene Schlusslicht der 2. Klasse Mitte presented by HDI. Auf der Suche nach dem letzten Pflichtspielsieg der „Chemiker“ musste man vor diesem Spieltag in den Chroniken des oberösterreichischen Fußballunterhauses schon weit zurückblättern, um fündig zu werden, lag doch dieser bereits mehr als ein Jahr zurück. Diese schier unendlich lange Durststrecke von 27 sieglosen Partien en suite fand nun an diesem Sonntag tatsächlich ein Ende. Die Bachmaier-Elf feierte, dank eines sehenswerten Weitschusskrachers von Neuerwerbung Dan Stanzel in der 88. Minute, einen hart erkämpften 2:1-Erfolg.

 

Hart aber gerecht?!

Union Babenbergs Trainer Wolfgang Hörmedinger hatte im Vorfeld zu dieser Begegnung gleich mehrfach darauf hingewiesen, dass sich seine zuletzt so formstarke Mannschaft gegen vermeintlich schwächere Gegner oft ungemein schwer tut: „Ich hätte ehrlich gesagt lieber gegen Kirchberg-Thening oder gegen Mühlbach gespielt. Der SV Chemie, der in diesem Duell nichts zu verlieren hatte, war für uns zu diesem Zeitpunkt stattdessen genau der falsche Gegner.“ Dass er damit recht behalten sollte, dass zeigte sich bereits in Halbzeit eins. Während die Gäste sich, trotz zuletzt acht Niederlagen am Stück, von Beginn an top motiviert präsentierten, waren die Babenberger vom Kopf her lange Zeit nicht bereit die Zweikämpfe wirklich anzunehmen. Die eigentlich klar zu favorisierenden Hausherrn schafften es im ersten Abschnitt somit überhaupt nicht, das Spiel unter ihre Kontrolle zu bringen. Nach rund einer Viertelstunde wäre die Union Babenberg dennoch beinahe in Führung gegangen, jedoch verhinderte die Latte das frühe 1:0. In der 28. Minute rückte dann Schiedsrichter Georg Schrattenecker erstmals an diesem Tag in den Mittelpunkt des Interesses. Der Unparteiische wollte bei einem Kopfballduell im Strafraum der Babenberger ein Foulspiel von Jürgen Hartl gesehen haben, woraufhin er sofort auf den Punkt zeigte. Laut Chemie-Trainer Jürgen Bachmaier eine harte aber durchaus vertretbare Entscheidung: „Meiner Meinung nach hat Hartl seinen Gegenspieler in dieser Szene regelwidrig mit dem Oberkörper niedergedrückt, wodurch der Elfmeter auch zu geben war.“ Semin Hamdemir trat schließlich zum Strafstoß an und verwandelte diesen mit einem halbhohen Schuss auf die Mitte des Tores. Einen weiteren Treffer bekamen die rund 80 Zuschauer, die den wenig einladenden Wetter getrotzt hatten, zumindest bis zur Pause nicht mehr zu sehen, dafür wurde ihnen jedoch noch eine Unzahl von gravierenden Fehlpässen, die zum Teil auch den schlechten Platzverhältnissen geschuldet waren, geboten.

Tausend-Gulden-Schuss

Nach dem Seitenwechsel gelang es den Babenbergern zumindest etwas besser das Spiel zu machen. Der SV Chemie war verständlicherweise zunächst darauf bedacht den knappen Vorsprung mit allen Mitteln zu verteidigen, wobei die „Chemiker“ dennoch immer wieder gefährliche Nadelstiche setzten. In der 61. Minute hatte dann Schiedsrichter Schrattenecker seinen zweiten großen Auftritt, als er den bereits verwarnten Tobias Kaser, der bis dahin noch zu den auffälligsten Babenbergern gezählt hatte, nach einem Foul, sehr zum Unmut der Gastgeber, mit Gelb-Rot vom Platz stellte. Wie so oft im Fußball entfesselte dieser Ausschluss bei der nun in Unterzahl spielenden Mannschaft plötzlich völlig neue Kräfte. Die Hörmedinger-Elf war zu zehnt in der Folge eigentlich das gefährlichere Team und kam nach 66 Minuten auch zum Ausgleich. Eine Flanke von Jürgen Hartl von der rechten Seite verwertete Fatih Acikgöz, der selbst in seiner Fußballerkarriere etliche Jahre für den SV Chemie gespielt hatte, mit dem Kopf zum 1:1. Angefacht durch diesen Treffer nahm die Begegnung in der Folge richtig Fahrt auf. So vereitelte nur wenige Minuten später Gäste-Keeper Robert Wagner eine Babenberger Doppelchance. Eine Viertelstunde vor Schluss wäre dann auch der Routinier im Kasten der „Chemiker“, der die immer noch angeschlagene etatmäßige Nummer eins des Ligaschlusslichts Lukas Berger in diesem Spiel wirklich hervorragend vertrat, geschlagen gewesen, jedoch konnte Vjekoslav Tomasic für seinen bereits geschlagenen Torhüter gerade noch vor der Linie rettend eingreifen. Als viele bereits mit einem Unentschieden rechneten, gelang den Gästen zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit schließlich doch noch der „lucky punch“. Dan Stanzel, der erst seit wenigen Wochen bei der SV Chemie mittrainiert, kam in der Nähe der Mittelauflage an den Ball und wurde von den Babenbergern nicht konsequent genug attackiert. Der 28-jährige Russe setzte daraufhin zu einem Solo an, welches er letztlich mit einem Weitschusskracher genau ins linke Kreuzeck aus fast 30 Metern Entfernung sehenswert abschloss. Babenbergs Torhüter Patrick Zimmermann blieb bei diesem Tausend-Gulden-Schuss nur noch das Nachsehen. Kurz darauf beendete der Unparteiische die Partie und der erste Pflichtspielsieg des SV Chemie, seit dem 2:0-Erfolg über den ATSV St. Martin am 27. Oktober 2013, wurde tatsächlich Realität.

„Ein grauenvoller Auftritt“

Die Freude und Erleichterung war im Lager des Tabellenletzten nach dem Abpfiff dementsprechend groß. Chemie-Coach Jürgen Bachmaier sagte etwa: „Dieser Sieg tut einfach so gut. Uns ist allen wirklich ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Ich muss meinen Spielern, die bravourös gekämpft und geackert haben, ein großes Lob aussprechen, zumal wir auch nicht unverdient gewonnen haben, wobei dieses recht körperbetonte Duell auch anders hätte ausgehen können. Das nötige Glück war an diesem Tag eben endlich einmal auch auf unserer Seite.“ Babenberg-Trainer Wolfgang Hörmedinger kritisierte nach der überraschenden Niederlage vor allem die Einstellung seiner Spieler: „Verlieren kann man immer, es kommt aber immer auch darauf an, wie man das tut. Vor allem in der ersten Hälfte war unser Auftritt wirklich grauenvoll. Erst nach der sehr harten Gelb-Roten Karte von Tobias Kaser ist es dann interessanterweise etwas besser geworden. Auch wenn der Schiedsrichter zu den „richtigen“ Zeitpunkten komische Entscheidungen gegen uns getroffen hat, so möchte ich nicht die Schuld für diese Niederlage auf ihn abwälzen. Wir haben in diesem Spiel einfach den nötigen Ehrgeiz und die nötige Konsequenz vermissen lassen, wobei dennoch genügend Chancen vorhanden gewesen wären, um zu gewinnen. Vor allem nach dem Ausgleich hätten wir es in der Hand gehabt, einen zweiten Treffer nachzulegen. Das wir unseren schönen Lauf der letzten Wochen so beenden, ist einfach nur schade.“

Sichere dir bis zu 100€ als Freiwette und wette auf deine Lieblingssportarten.